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Von der Selbständigkeit in die Armut

Wenn Selbständigkeit in die Armut führt

Selbständigkeit ist nicht immer ein Quell steter Freude.
Jedenfalls birgt sie gewisse Risiken, die man nicht einfach unter den Tisch kehren sollte. In diesem Beitrag habe ich die wichtigsten Quellen für unternehmerisches Scheitern zusammengetragen - nicht um Dir Angst zu machen, oder Dich von einer Firmengründung abzuhalten - sondern damit die Chancen steigen, dass Du Dein Business mit Freude betreiben kannst. Denn das ist Sinn und Zweck der Übung - ein eigenes Unternehmen soll Dir Freiheit und Erfüllung bringen, nicht Existenzangst in einer Tretmühle. 

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Wenn es um Fehlerquellen geht, die zum Scheitern eines unternehmerischen Abenteuers führen, dann lassen sie sich in zwei Hauptbereiche unterteilen. In technische, bzw. handwerkliche Fehler - und in falsche Denkansätze, also in sogenannte Mindset-Fehler.

Betrachten wir sie der Reihe nach und fangen mit den handwerklichen Fehlern an:

Technische / Handwerkliche Fehler

Der mangelnde Umgang mit den eigenen Finanzen

Eigentlich ist es egal, ob man selbständig arbeitet, oder im Angestelltenverhältnis. Wer die eigenen Finanzen nicht im Blick hat, wird mit der Zeit Probleme bekommen - oder einfach Glück haben, wenn es nicht so ist. Darauf verlassen sollte man sich jedenfalls nicht - schon gar nicht als Inhaber eines eigenen Unternehmens.

Es werden Verträge abgeschlossen, Abonnements eingegangen, oder Versicherungen abgeschlossen. Manche Zahlungen sind monatlich fällig, manche werden abgebucht, manche kommen halb- oder vierteljährlich und müssen per Rechnung bezahlt werden. Wie sieht es mit den voraussichtlichen Einnahmen aus? Reichen die aus, um die Kosten der nächsten Monate zu decken, oder brauchst Du eine Zwischenfinanzierung? Wenn ja, wie kannst Du diese bekommen?

Lästige Fragen - ich weiß. Aber unerlässlich, wenn Du nicht eines Tages vor einem Berg unüberwindlicher Probleme stehen willst. Finanzplanung ist einer der wichtigsten Bereiche für langfristigen Geschäftserfolg. Trotzdem gehen viele Unternehmer sehr nachlässig mit diesem Thema um.

Dabei reicht im Zweifelsfall einen einfache Excel-Liste, die horizontal die Monate auflistet und vertikal die wiederkehrenden Ausgaben - eine Position zusätzlich fasst die monatlich auftretenden Einzelkosten zusammen, die auf einer extra Liste erfasst werden - weiter unten werden die Einnahmen und Außenstände eingetragen und wann sie voraussichtlich eingehen. Fertig ist die Übersicht. Einmal in der Woche Datenpflege - viel mehr braucht es nicht. Mit einer Buchhaltungssoftware, die diese Zahlen zuverlässig sammelt, geht es natürlich noch einfacher. Aber auf jeden Fall sollte jeder Selbständige und Unternehmer seine Finanzen im Blick haben. 

Der mangelnde Überblick über den Cashflow

Eine besondere Form des finanziellen Überblicks betrifft den Cashflow - also dem Fluss und vor allem der Fließrichtung Deines Geldes. Solange Du alleine arbeitest und einige, wenige Vorgänge in Deiner Firma hast, geht das vielleicht noch eher freihändig, aber wenn es gilt, mehrere Aufträge und Verpflichtungen im Auge zu behalten, brauchst Du ein Instrument, mit dem Du den Überblick behältst.

Vor allem wenn mit der Zeit die ganzen Umsatzsteuer- und Einkommensteuer-Vorauszahlungen, Krankenkassenbeiträge und Verrechnungen, Versicherungszahlungen, Löhne und Gehälter etc. dazu kommen, verliert man schnell den langfristigen Blick für die Fließrichtung des Geldes.

Schließlich gehört Dir nicht alles, was Du einnimmst. Von 100 € Umsatz gehören rund 40 bis
50 € dem Staat, je nach Steuersatz. Er lässt Dir dieses Geld zunächst auf dem Konto, aber irgendwann fordert er es von Dir ein. Die Profis in den großen Konzernen arbeiten mit diesem Geld, bis es fällig ist, haben aber dessen langfristige Finanzierung natürlich im Blick. Für Einzelkämpfer ist diese Strategie nicht so einfach umzusetzen.

Deshalb kann es eine gute Idee sein, 30 bis 40 % aller Einnahmen auf ein extra Konto zu überweisen, von dem aus Du dann bei Fälligkeit Deine Steuern abführst. Gleiches gilt für Rücklagen für Neuanschaffungen, Wiederbeschaffungen und Investitionen. Ein Teil Deiner Einnahmen sollte für diese Dinge zurückgelegt werden, denn irgendwann wirst Du dafür Geld brauchen.

Die Versuchung ist groß, sich reicher zu fühlen, als man eigentlich ist. Das böse Erwachen kommt allerdings sicher, wenn Du Geld ausgibst, das Dir gar nicht gehört, oder das Du später für das Überleben Deines Unternehmens brauchst.

Das mangelnde Verständnis von
Steuern und Versicherungen

Viele Firmen gehen nach zwei bis drei Jahren pleite. Warum ist das so? Einer der Hauptgründe ist das mangelnde Verständnis wie Steuern und Versicherungen funktionieren.

Wenn Du ein Unternehmen gründest lassen Dich die Behörden zunächst in Ruhe. Du kannst in Ruhe arbeiten und Einnahmen erwirtschaften. Evtl. musst Du vierteljährlich Umsatzsteuererklärungen abgeben, aber die Einkommenssteuer für das erste Geschäftsjahr lässt sich Zeit. Erst im September des Folgejahres - oder bei Verlängerung sogar erst im Januar des übernächsten Jahres muss eine Steuererklärung abgegeben werden.

Danach dauert es noch mal rund 3 Monate, dann kommt der erste Steuerbescheid und die Nachzahlung für das erste Geschäftsjahr - plus die Vorauszahlungen für das aktuelle Jahr und das zweite Geschäftsjahr ist mittlerweile auch schon um, und die Steuer dafür wird in absehbarer Zeit auch fällig werden.

Du siehst schon - Du hast zwei Jahre lang eine immer größer werdende Bugwelle vor Dir her geschoben, die nun über Dir zusammenbricht.

Gleiches gilt für die Krankenversicherung, sofern Du freiwillig bei der gesetzlichen Versicherung bleibst. Dann wird ein oft geringer Beitrag angesetzt, und auf Basis des Steuerbescheids wird dann der wirklich fällige Beitrag berechnet - fällt der Gewinn höher aus, als zunächst angesetzt, kommen auch hier Nachzahlungen auf Dich zu - plus höhere Vorauszahlungen für die Folgejahre.

Sorge also rechtzeitig dafür, dass Du genügend Geld zur Seite legst für diese Zahlungen - siehe Cashflow. Das lässt Dich ruhiger schlafen und es sichert die Existenz Deines Unternehmens. Denk auch daran, diese Rücklagen anzupassen, wenn es geschäftlich aufwärts geht.

Umsatz ist nicht gleich Gewinn

Eine Binsenweisheit - ich weiß, und ich entschuldige mich dafür, dass ich das hier erwähne, aber es geschieht nicht grundlos. Viele Selbständige und Unternehmer haben mit diesen beiden Zahlen immer noch Schwierigkeiten.

Die Geschäfte laufen gut. Die Einnahmen stimmen. Der Unternehmer / die Unternehmerin lebt gut von diesen Einnahmen, aber mit teilweise großer Zeitverzögerung kommen noch Kosten für Versicherungen, Steuern etc., die von diesen Einnahmen abgehen.

Bei Angestellten und Arbeitern werden alle staatlichen Versicherungen und alle Steuern gar nicht erst ausbezahlt, sondern sofort vom Bruttolohn abgezogen. Als Selbständige/r bist Du selbst dafür verantwortlich, dass Du die entsprechenden Beträge rechtzeitig zur Seite legst.

Die Kosten dafür kommen zeitverzögert, aber sie kommen so sicher, wie die nächste Grippewelle. Hinzu kommen Rechnungen von Lieferanten und Dienstleistern, die eventuell ein großzügiges Zahlungsziel eingeräumt haben - heute kaufen, in drei Monaten bezahlen etc. pp.

All das und noch ein paar Punkte mehr, führen dazu, dass der Kontostand einem vorgaukelt, man hätte mehr Geld verdient, als dies tatsächlich der Fall ist. Habe deshalb immer Deine realen Zahlen im Blick und lass Dich nicht von zwischenzeitlichen Umsatzhochs dazu verleiten über Deine Verhältnisse zu leben.

Neu- und Ersatzanschaffungen unterschätzen

Wenn man als Selbständiger mit Angestellten und Arbeitern spricht, fällt eine Bemerkung immer wieder: “Du kannst Dir das doch leisten. Schließlich kannst Du es abschreiben.”

Viele Unbedarfte glauben tatsächlich, die Autos, Telefone und sonstigen Anschaffungswerte der Unternehmer würden vom Staat bezahlt. Anstatt der Steuer würde man sich einfach ein tolles Geschäftsauto zulegen und könnte sich diese Kosten komplett vom Staat wieder holen. Und die traurige Wahrheit ist - einige Selbständige glauben das zunächst selbst auch.

Das böse Erwachen kommt dann mit der Zeit. Denn erstens kann man nur von einem eventuell vorhandenen Gewinn etwas abschreiben, zweitens bedeutet das keineswegs, dass einem die vollen Kosten erspart bleiben.

Nehmen wir an ein Selbständiger macht 30.000 € Gewinn im Jahr und hat einen persönlichen Steuersatz von 33 % - dann muss er in diesem Jahr 10.000 € Einkommensteuer dafür bezahlen. Kauft er in diesem Jahr etwas, das er z. B. mit 5.000 € in Anrechnung bringen kann (abschreiben kann) - dann bedeutet das, dass er nun 25.000 € Gewinn versteuern muss.

Lassen wir es der Einfachheit halber beim gleichen Steuersatz, dann muss er nun nicht mehr 10.000 € Steuern bezahlen, sondern 8.333,33 €.
Er spart durch seinen Kauf also nicht die vollen 5.000 €, sondern rund 1.700 €.

Es lohnt sich also nicht blindlings einzukaufen, um Steuern zu sparen, oder extra große Autos mit hohen Leasingraten zuzulegen, solange die Gewinnlage noch unsicher oder instabil ist. Sonst wird man ruck zuck von den Kosten aufgefressen und vom Verlust kann man gar nichts mehr absetzen.

Auf Wachstum verzichten

“Ich bin bescheiden. Mir reicht das, was ich jetzt erreicht habe.”
Erst neulich hat mir das ein Kunde wieder entgegnet, als ich ihn auf die Wichtigkeit von Wachstum hingewiesen habe.

Bescheidenheit ist eine Zier.
Doch besser lebt sich’s ohne ihr.
 

Diese grammatikalisch nicht ganz richtige, aber dafür umso wahrhaftigere Weisheit ist uralt und hat immer noch nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Zumindest wenn es um unternehmerische Ziele geht.

Es gibt keinen Stillstand.
Nicht in der Natur und nicht in der Wirtschaft. Du wächst oder vergehst. Es gibt nichts dazwischen. Jeder Versuch diesem Naturgesetz zu entgehen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Dennoch lassen sich viele Selbständige von dummen Sprüchen ins Bockshorn jagen:
“Der kann den Hals nicht voll genug kriegen.”
“Man muss auch mal zufrieden sein.”
“Es kann nicht immer nur nach oben gehen.”
Im Normalfall kommen solche Aussagen nur von Leuten, die nie in ihrem Leben etwas selbst auf die Beine gestellt haben. Sonst würden sie nicht so einen Blödsinn erzählen und wüssten, warum ein Unternehmen ähnlich funktioniert, wie ein lebender Organismus. Er muss gehegt und gepflegt werden, damit er sich entwickeln und wachsen kann. Tut er das nicht, verfällt er zunächst langsam und dann immer schneller - bis zum bitteren Ende.

Achte deshalb immer auf Wachstum und leite entsprechende Maßnahmen ein. Vor allem im Hinblick auf die Organisation Deines Unternehmens. Erschaffe Strukturen, die Dich nicht limitieren. Nicht jeder will mit Angestellten arbeiten, und manchmal ist es auch schwer passendes Personal zu finden. Aber zumindest die Technik und externe Dienstleister kannst Du immer nutzen, um Abläufe von Dir unabhängig zu gestalten. 

Mindset-Fehler

Sich selbst zuletzt bezahlen, von dem was übrig bleibt

Unternehmer Mindset

Dieser Fehler passiert natürlich nicht nur Selbständigen, sondern auch Angestellten und Arbeitern. Aber bei Selbständigen wirkt er sich noch wesentlich deprimierender aus.

Viele Einzelunternehmer arbeiten sogar nur mit einem Konto, über das alle Einnahmen und Ausgaben abgewickelt werden, egal ob privat oder geschäftlich. Das ist der sicherste Weg ins Chaos.

Aber auch mit getrennten Konten, ist es oft so, dass die Einnahmen schwanken, oder am Anfang auch mal ganz ausbleiben. Der Unternehmer zahlt sich dann selbst keinen Lohn aus, oder nur einen geringen, je nachdem, was nach Bezahlung aller Rechnungen übrig bleibt.

Wenn Du das tust, erwartet Dich ein tristes Dasein, voller Höhen und Tiefen, mit der Tendenz zur Privatinsolvenz.

Kalkuliere von Anfang an ein Gehalt für Dich ein. Wenn Du einen Gründungskredit brauchst, geh davon aus, dass diesem Gehalt mindestens sechs Monate keine Einnahmen gegenüberstehen. Es sind einfach zusätzliche Kosten, die in die Anschubfinanzierung einfließen müssen.

Wenn Du früher in die Gewinnzone kommst, umso besser. Aber glaub mir, fast immer dauert alles länger als geplant und es ist teurer als geplant. Positives Denken ist wichtig, aber bei der Geschäftsplanung völlig deplatziert.

Wenn Du Dir nicht regelmäßig zuerst den Lohn für Deine Arbeit ausbezahlst, damit Du Deine Brötchen, Deine Freizeitaktivitäten und die Klamotten für Deine Familie und Dich bezahlen kannst, dann wirst Du wenig Freude an Deinem Business haben. Du wirst von Anfang an der Musik hinterher rennen und Löcher stopfen mit Geldern, die Du anderweitig viel besser gebrauchen könntest.

Neben den ganz praktischen Problemen, die das mit sich bringt, wird Dich das psychisch zermürben. Angst und Sorgen sind extrem schlechte Ratgeber und wenn sie bei Dir erst mal Stammgast sind, fressen sie Dich auf.

Richte Dein Mindset auf Erfolg aus. Erwarte Erfolg. Und das fällt Dir am leichtesten, wenn Du nicht gleichzeitig unter Druck stehst, weil Deine private Versorgung nicht gewährleistet ist.

Du musst Dir dafür kein Luxus-Gehalt auszahlen. Je weniger Du brauchst, desto längere Durststrecken kannst Du überstehen. Aber es sollte so hoch sein, dass Deine drängendsten Kosten gedeckt sind und Du dir hin und wieder auch was gönnen kannst. Zum Beispiel Essen gehen, oder ins Kino, ein kurzer Urlaub etc.

Das Denken in Angestellten-Dimensionen

Von meiner allerersten Selbständigkeit mit 22 Jahren will ich hier gar nicht sprechen. Da bin ich blindlings und ohne richtigen Plan in ein Abenteuer gestartet und krachend gescheitert. Aber auch beim zweiten Mal war ich noch ziemlich blauäugig. Ich dachte mit 20 bis 30 DM Stundensatz könnte man ganz ordentlich leben.

Wäre es nicht so schwer gewesen aus dieser Falle wieder heraus zu kommen, könnte ich heute noch über meine Naivität schmunzeln. Ich berichte hier davon, weil ich immer noch viele Selbständige treffe, die in diesen Kategorien denken.

Sie verlangen viel zu wenig für ihre Dienstleistung oder kalkulieren zu wenige Fixkosten für ihre Produkte ein. Um es noch mal deutlich zu sagen - vor allem für diejenigen, die ihre Arbeitszeit als Selbständige verrechnen. Niemand kann 100 % seiner Zeit in Rechnung stellen. Ein Teil davon geht für Marketing, Buchhaltung, Akquise, Reisen, Lernen und vieles weitere drauf. Das heißt, mit den paar Stunden, die berechnet werden, muss alles andere bezahlt werden.

Ebenso mit den Produkten und Dienstleistungen die erbracht, bzw. verkauft werden. Davon müssen alle anderen Aktivitäten, die kein Geld bringen, mit bezahlt werden - inklusive Versicherungen, Steuern, Werbeausgaben und sonstige Kosten.

Wer hier seine Preise zu niedrig ansetzt, wird sich schwer damit tun, überhaupt auf die Beine zu kommen, geschweige denn, wirkliches Wachstum finanzieren zu können.

Natürlich bestimmt der Markt die Preise und nicht der Kalkulator. Aber Du hast durchaus Einfluss darauf, in welchem Markt Du dich bewegen willst, bzw. welche Zielkunden Du ansprechen willst. Wenn Deine Kunden Dir nicht mehr als einen Hungerlohn zugestehen, gibt es nur drei Gründe dafür:

  1. Du oder Dein Angebot sind nicht gut genug, um für Deine Kunden wertvoll zu sein. 
  2. Du sprichst die falsche Zielgruppe an, die Dein Angebot nicht zu schätzen weiß, oder es nicht bezahlen kann. 
  3. Du präsentierst Dein Angebot nicht gut genug, bzw. gehst nicht richtig dabei vor. 

In allen drei Fällen kannst Du nachbessern - Du darfst nur nicht einfach so weitermachen und darüber jammern, dass es nicht funktioniert. 


Zu klein oder zu groß denken

Ich höre es immer wieder und es tut mir mittlerweile in den Ohren weh, wenn ich die Sprüche höre, wie: “Du musst groß denken.” “Geh in die Vollen - das Glück ist mit den Mutigen.”

Diese Aussagen haben durchaus ihre Berechtigung. Was dabei gerne verschwiegen wird - groß denken funktioniert nur auf einem soliden Fundament, auf dem man das angestrebte Wachstum aufbauen kann.

Du kannst und sollst deshalb groß denken, aber das heißt nicht, dass Du auch groß beginnen musst. Wenn Du einen Fußballverein gründest, fängst Du ja auch nicht in der Bundesliga an zu spielen. Du startest in den unteren Spielklassen, wirst besser, steigst auf, bekommst bessere Spieler, steigst weiter auf und so weiter - tatsächlich geht es weder im Fußball, noch im Business ständig nach oben - das heißt, es wird auch Rückschläge geben, aus denen Du lernen kannst. Du entwickelst Dich weiter. Das ist der Gang der Dinge.

Groß denken heißt, Dein Wachstum und Deine Möglichkeiten nicht selbst zu begrenzen. Frage Dich, wie kann ich mindestens 10 mal so viel erreichen, wie ich mir gerade zutraue? Das öffnet Dir Denkebenen, die Dir sonst nicht zur Verfügung stehen. Aber frag danach auch, wie kann ich dorthin kommen, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln im Moment.

Den Kopf in den Wolken und die Beine fest auf dem Boden. Das ist eine gute Mischung. Wenn Du von vornherein zu klein denkst, dann verschenkst Du Potential. Wenn Du zu viel auf einmal angehst, bleibst Du auf der Strecke, bevor es richtig losgeht.

Ich geb Dir ein Beispiel. Wenn Du neu startest und nur ein überschaubares Budget zur Verfügung hast, dann wäre es Harakiri sich gleich mit vielen Mitarbeitern daran zu machen große Märkte zu erobern. Es spricht aber nichts dagegen, dieses Marktpotential im Auge zu behalten und mit dem interessantesten Teil dieses Marktes zu beginnen - einer kleinen Nische, in der Du Marktführer werden kannst und von der aus Du dann den Rest des Marktes aufrollen kannst - nämlich dann, wenn Du ein solches Wachstum größtenteils aus dem Gewinn finanzieren kannst.

In anderen Dimensionen denken trennt statt verbindet

Man entspricht dem Durchschnitt der Personen, mit denen man hauptsächlich zu tun hat, sagt man. Ich weiß nicht, ob diese Angabe akkurat ist, aber auf jeden Fall hat unser Umfeld Einfluss auf uns und wir auf unser Umfeld.

Veränderst Du Dich, trifft das in Deinem Umfeld nicht immer auf freudige Zustimmung, denn Dein Umfeld mag Dich so wie Du bist. Wenn Du anfängst in anderen Dimensionen zu denken, ändern sich Deine An- und Einsichten und nicht zuletzt veränderst Du Dich selbst als Person.

Das hat seinen Preis. Du passt nicht mehr hundertprozentig zu denen, die bisher auf demselben Level mit Dir waren und das bringt zumindest ein trennendes Element zwischen Euch. Manche Freundschaften halten das aus - andere nicht. Sei einfach darauf vorbereitet, dass niemand frei von Eifersucht, Neid und Verlustangst ist und dass sich das negativ auf Deine bisherigen Beziehungen auswirken kann.

Gehe offen damit um, dass sich in Deinem Leben einiges verändert, aber das von Deiner Seite nichts an der bestehenden Freundschaft verändert - sofern Du darauf Wert legst, bringe das auch zum Ausdruck. Ansonsten werden sich auch neue Bekanntschaften und Freundschaften ergeben. Sei einfach darauf vorbereitet, dass persönliche Veränderung im Innen, auch im Außen nicht ohne Folgen bleibt.

Wenn Du von Anfang an einen positiven Umgang damit findest, kann das eine Bereicherung für alle sein - wenn nicht, bereite Dich mental auf Widerstände vor und lass Dich nicht von Deinem Weg abbringen, der Dir am Herzen liegt.

Glück und Erfüllung vom
harten Business trennen

All das und noch ein paar Punkte mehr, können dafür verantwortlich sein, dass Du auf keinen grünen Zweig kommst. Aber es gibt noch eine Sache, die ist nicht sofort ersichtlich. Trotzdem ist es für mich, einer der Hauptgründe, warum ein Unternehmen, trotz Fleiß, Willen und Einsatzbereitschaft, zwar Einnahmen generiert, aber kein Vermögen aufbaut.

“Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps”, hat mein Großonkel immer gesagt. “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.” Bei ihm waren diese beiden Bereiche sauber getrennt. Die Arbeit war dazu da das nötige Kleingeld zu erwirtschaften, das man brauchte, um die Familie zu versorgen und sich ab und zu was zu gönnen. Zum Beispiel einen Kneipenbesuch - den er sich dann öfter gönnte, was dem Gesamtkonzept nicht unbedingt zuträglich war - aber das ist eine andere Geschichte.

Tatsächlich dienen auch viele Unternehmen - zumindest mit der Zeit - nur der Erwirtschaftung von Gewinnen. Es soll seinen Inhaber ernähren und ihm Geld verdienen. Das ist zwar essentiell wichtig für jedes Unternehmen, aber:

Ein Business, das Dich
nicht erfüllt, kostet zu viel

Und zwar zu viel Energie, zu viel Frust, zu viel verschwendete Lebenszeit, zu viel Seelenleiden, das irgendwie kompensiert werden muss.

Wer unter dem eigenen Unternehmen leidet, braucht dafür einen Ausgleich, der diesem Treiben einen scheinbaren Sinn verleiht. Wenn Du ein Business betreibst, das Dir keinen Spaß macht und mit dem Du kein Geld verdienst, dann musst Du schon ziemlich bekloppt sein, wenn Du das weiter führst.

Das wäre keine schwierige Entscheidung. Aber selbst hier machen viele noch weiter, solange es noch halbwegs geht, in der Hoffnung, der große Durchbruch käme noch. Auch wenn das dem Warten auf das große Los in der Lotterie gleich kommt.

Aber oft ist die Konstellation die, dass das eigene Unternehmen keine Freude bereitet, aber es ernährt einen, oder liefert sogar hohe Einnahmen.

Die Empfehlung mancher Business Trainer lautet dann - zieh durch und klotz ein paar Jahre richtig ran, dann bist Du durch und kannst von Deinem Vermögen leben.

Rein theoretisch besteht diese Möglichkeit natürlich. In der Praxis funktioniert sie allerdings höchst selten. Warum ist das so?

Wer unter seiner Arbeit leidet - wer einen Großteil seiner Lebenszeit darauf verwendet, etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht tun will, der verschafft sich damit keine Befriedigung - keinen Sinn - keine tiefere Ebene für sein Leben.

Dafür braucht er einen Ausgleich. “Meine Familie soll es gut haben, dafür gebe ich alles”, hört man dann oft. “Für meine Kinder nur das Beste.” Gemeint sind die besten Schulen, das teuerste Spielzeug. Und auch für die Leute selbst gibt es dann teure Urlaube, exklusive Sportwägen, erlesene Weine, nur die besten Restaurants und vieles mehr.

Der oder die Betroffene tauscht seine extrem wertvolle Lebenszeit gegen etwas ohne eigenen Wert - nämlich Geld - und tauscht dieses Geld dann wieder gegen schöne, glitzernde Dinge.

Bitte nicht falsch verstehen - ich habe nichts gegen Luxus, und auch nichts gegen teure Spielzeuge. Gegen die Fürsorge für die eigene Familie schon gar nicht.

Es geht darum, dass man nicht zum Sklaven dieser Dinge werden darf. Man sollte sich selbst und seine wahre Leidenschaft nicht dafür verkaufen. Dieser Preis ist zu hoch.

Wer es tut, hat am Ende nur Geld und Dinge - oft aber selbst das nicht, weil die Ausgaben mit der Zeit, die Einnahmen übersteigen. Immer größer müssen die Reize sein, die den Schmerz über den sinnlos empfundenen Verlust von Lebenszeit betäuben sollen.

Das bedeutet, Du verdienst richtig gut, aber es bleibt nichts hängen. Und so wirst Du einer der vielen Unternehmer, die Einnahmen generieren, aber kein Vermögen aufbauen. Und am Ende kommt womöglich noch die Zeit, in der Angestellte in den wohlverdienten Ruhestand gehen und der Unternehmer merkt, dass er die Vorsorge vergessen hat, weil er dachte, dafür wäre später noch Zeit, oder er könnte das Unternehmen irgendwann verkaufen. Das wird schon reichen.

Sollte das dann noch schief gehen, oder aufgrund der angehäuften Schulden nicht reichen, endet ein Leben voller Opfer, ohne jede Lebensqualität.

Die Glücklichen können sich dann endlich auf das Wesentliche besinnen und Gemeinschaft und Liebe im Kreis der Familie erleben. Die meisten werden diese Möglichkeit auf der Reise schon zerstört haben - sie haben buchstäblich verbrannte Erde hinterlassen.

Kein Grund sich
entmutigen zu lassen

Allerdings soll dieser Beitrag hier nicht die Apokalypse heraufbeschwören, sondern einfach einen Impuls geben, damit Du das Wagnis Unternehmertum auf eine Weise angehst, die Dich erfüllt und die Deinen Talenten, Neigungen und Fähigkeiten entspricht.

Das hat mehrere Vorteile. Du selbst bist glücklich - zumindest den Großteil der Zeit, weil Dir die Arbeit Freude bereitet und Du darin aufgehen und Dich weiterentwickeln kannst.

Dadurch wird die Qualität Deiner Arbeit steigen. Das resultiert im Normalfall in höheren Margen. Deine Ausgaben für “Schmerzmittel” sinken dramatisch. Wenn Du dich zusätzlich gut organisierst und Abläufe automatisierst, bleibt Dir zusätzlich genügend Zeit für die Familie und Dinge, die Dir auch noch wichtig sind.

Bei mir ist es zum Beispiel Zeit zu haben, um zu Lesen und meinen Gedanken nachzuhängen. Purer Luxus. Zeit mit Freunden, um gut essen zu gehen, zu wandern, oder Veranstaltungen zu besuchen. Zeit mit den Kindern und der Familie. Zeit zu lernen und sich weiterzubilden. All das ist mir zum Beispiel, neben einem erfolgreichen Business, ebenfalls wichtig und ich möchte Zeit dafür haben.

Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen - Zeit haben, um zu leben - und zwar so, dass Arbeit und Freizeit keine zwei Pole sind, die sich gegensätzlich gegenüberstehen, sondern selbstverständlich ineinander übergehen und beide Teile zur Lebensfreude beitragen.

Ob Du dann damit Millionär wirst, oder nicht, ist dann nicht mehr ganz so wichtig. Aber das Verrückte ist - die Wahrscheinlichkeit, dass Du mit solchen Aktivitäten auch finanziell erfolgreich wirst, steigt ebenfalls, wenn Du aufhörst nur für diesen finanziellen Erfolg zu arbeiten.

Resümee

Es gibt zahlreiche Fallstricke und Risiken, die auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmer auf Dich lauern, aber es erfordert auch kein Studium der Raketenwissenschaften diesen Risiken zu begegnen.

Eine einfache Bewusstmachung und ein tiefes Verständnis für die Unterschiede der Geldflüsse und Prozesse zwischen Selbständigen und Angestellten, genügt vollkommen.

Positives Denken und Zuversicht sind hervorragende Eigenschaften, um glücklich und erfüllt durchs Leben zu kommen. In den Zeiten, in denen Du Dein Geschäft und Deine Finanzprozesse planst sind sie fehl am Platz. Sei in diesen kurzen Phasen der Planung und Weichenstellung eher pessimistisch und bereite alles auch für negative Szenarien vor.

Es ist wesentlich besser am Ende mehr übrig zu haben und so zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, als plötzlich vor einem Berg voller Zahlungsverpflichtungen zu stehen.

Bereite Dich neben den finanziellen Schritten auch auf die psychologischen Folgen vor, die Erfolg und Misserfolg im Business mit sich bringen können. Vergiss dabei auch die Veränderungen im Umfeld nicht, die eine persönliche Veränderung Deinerseits mit sich bringt. Sei darauf vorbereitet, dass die nicht jedem gefallen wird, und dass es Widerstände geben könnte.

Aller Ursprung von Erfolg und Misserfolg liegt im Denken. Deine mehrheitlichen Gedanken werden zu Deiner Einstellung und die führt zu Gewohnheiten, die Dich vorwärts bringen oder blockieren. Sorge dafür, dass Du ein Mindset entwickelst, das Dich unterstützt und fördert.

Dazu gehört Vorsorge ohne ständige Sorge um die Existenz. Lieber wenige Minuten pro Woche Gedanken über die Finanzströme und Geschäftsprozesse machen und dann sorgenfrei leben, als zunächst sorgenfrei in den Tag zu leben und dann vor unüberwindlichen Hindernissen stehen.

Auch die Arbeit an der eigenen Denk- und Sichtweise bedarf Deiner Aufmerksamkeit, sonst besteht die Gefahr, dass Du in unerwünschte Automatismen verfällst, die Dich blockieren und Deinem Erfolg im Weg stehen. Auch hier gilt, Regelmäßigkeit schlägt Intensität - also regelmäßig dran bleiben und üben erfordert wenig Kraftaufwand ist aber höchst effektiv, während ein einmaliger Kraftakt schnell wieder verpufft.

Ich wünsche Dir maximalen Erfolg beim Auf- und Ausbau eines Unternehmens, das Dir Freude und Erfüllung bringt, zusammen mit wirtschaftlichem Erfolg. Der Schlüssel dazu liegt bei Dir.

Alles Gute und
bis bald
Dein
Gerd Ziegler

About the Author Gerd Ziegler

Gerd Ziegler hat Betriebswirtschaft studiert und seinen Master in Business-Administration (MBA) an der Business-School der University of East-London abgelegt. Er ist seit 1999 selbständig und unterstützt Unternehmer und solche die es werden wollen dabei, ihr Leben und ihr Business mit Freude und größtmöglicher Freiheit zu gestalten. Hier gibt es Infos zu den bisher erschienenen Büchern: Bücher von Gerd Ziegler

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